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Ausgabe Oktober 2025
ForuM-Bulletin #10 |
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Inhaltswarnung: In diesem Newsletter geht es um die Aufarbeitung sexualisierter Gewalthandlungen. Einige Schilderungen können belastend wirken. Informationen zu Hilfsangeboten finden Sie hier.
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Auf der EKD-Synode in Dresden, hier ein Bild von der letzten Tagung in Würzburg, steht das Thema Sexualisierte Gewalt am 11. November auf der Tagesordnung. Foto: Michael McKee |
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Liebe Leserin, lieber Leser,
in dieser Ausgabe berichten wir unter anderem über das jüngste Treffen des Beteiligungsforums, eine Werkstatt-Tagung in Loccum und die Hintergründe einer Dunkelfeldstudie zur sexualisierten Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Außerdem erklären wir, wie Sie ggf. Anliegen zur Synodentagung einbringen können.
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Die Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs im Austausch mit dem Beteiligungsforum beim September-Treffen in Wolfsburg. Foto: Frank Hofmann |
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Ratsvorsitzende beim Beteiligungsforum»International einzigartig«
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»Es war mir ein Bedürfnis, mich wieder aus erster Hand über Ihre Themen und Anliegen zu informieren«, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs bei ihrem Besuch des jüngsten Treffens des Beteiligungsforums Sexualisierte Gewalt in der EKD und der Diakonie (BeFo). Zwei Jahre war Fehrs Mitglied im BeFo und Sprecherin der kirchlich Beauftragten. Im Vorfeld ihrer Wahl zur Ratsvorsitzenden 2024 gab sie die Aufgabe an Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst ab. »In meiner neuen Funktion komme ich ja viel rum«, so Fehrs, »und ich muss sagen: Das BeFo mit seiner Zusammensetzung und Arbeitsweise ist international einzigartig.«
Vor allem war sie aber als Hörende gekommen. Sie nahm zur Kenntnis, dass die Betroffenen im BeFo sich eine engere Rückkoppelung mit den kirchlichen Gremien wünschen – eine Bitte, der auf den Tagesordnungen der Dezembersitzungen von Kirchenkonferenz und Rat entsprochen werden soll. Detlev Zander von der Gruppe der Betroffenen: »Es ist wichtig, dass wir als Betroffene unsere Interessen und Forderungen direkt an die leitenden Menschen in der Kirche adressieren können. Uns kann niemand vertreten, wir müssen selbst gehört werden.« Zu den teilweise heftigen persönlichen Angriffen auf das Team der Vernetzungplattform BeNe sagte Fehrs: »Es tut mir in der Seele weh, wenn ich lese, wie Sie für Ihr Engagement beschimpft werden.« Die Einrichtung von sicheren privaten Nachrichten und Foren hatte sich bislang verzögert, was für Unmut sorgte. Das soll sich aber noch im Lauf des Jahres ändern.
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Linna Hensel fotografiert das BeFo in der aktuellen Besetzung – das Ergebnis können Sie hier sehen. Foto: Frank Hofmann |
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Treffen des BeteiligungsforumsNeuer Name, neues Gesicht, neue Struktur
Das »BeFo« hat einen neuen Namen: Die Erweiterung in der neuen Bezeichnung »Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der EKD und der Diakonie« macht deutlich, dass sich der Wohlfahrtsverband ab sofort personell, finanziell und strukturell stärker in dieses Gremiums einbringt. Neben der Sozialvorständin der Diakonie Deutschland, Elke Ronneberger, und Monika Memmel vom Diakonischen Werk Württemberg arbeitet nun auch der Jurist Roman Shapiro mit, der das Zentrum Recht der Diakonie Rheinland Westfalen Lippe leitet. Shapiro, der Franziska Bönsch im BeFo ersetzt, wird sich auch in den Arbeitsgruppen »Aufarbeitung« und »Anerkennung« einbringen. Zu seiner Berufung sagte er: »Die Änderung vertieft den seit langem verfolgten Ansatz von evangelischer Kirche und Diakonie, im Umgang mit sexualisierter Gewalt auf gemeinsame Projekte, Standards und Strukturen zu setzen.«
Neben diesen Beschlüssen war bei dem September-Treffen des BeFo in Wolfsburg die Weiterarbeit an der Ausgestaltung der geplanten Ombudsstelle ein wichtiger Tagesordnungspunkt. Diese soll – entsprechend dem ForuM-Maßnahmenplan – bei Konflikten zwischen kirchlichen bzw. diakonischen Stellen und betroffenen Personen für die Interessen der letzteren eintreten und nach Lösungen suchen. Die Mitglieder diskutierten verschiedene Konzeptionsideen.
Schon vor der Sitzung mussten sich die Mitglieder von Frau Manuela Nicklas-Beck und Herrn Nicolai Blank verabschieden, die die Mitgliedschaft nach drei Jahren intensiver Arbeit beendet haben. Die Gruppe dankte den beiden für ihr großes Engagement. Nancy Janz, Sprecherin der Gruppe der betroffenen Personen: »Die Auseinandersetzung mit den Institutionen und den eingefahrenen Strukturen kostet viel Kraft. Es erfordert große Hartnäckigkeit und gleichzeitig Feingefühl, die Bedingungen immer wieder neu auszuloten. Wir werden weiterhin Prozesse kritisch in den Blick nehmen, um die bestehenden Strukturen zu verändern und eine Veränderung zu erreichen.«
Ab dem Jahreswechsel ist vorgesehen, dass betroffene Personen, die aktuell schon in den Arbeitsgruppen als Gäste mitarbeiten, die Betroffenengruppe im BeFo weiter verstärken.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Gruppe der Betroffenen im Anschluss an das BeFo-Treffen mit ihrer künftigen Arbeitsweise, ihrer Struktur und ihrer Kommunikation befasst. Bei der Ausgestaltung des Sprecher*innenamtes haben sich die regulären Mitglieder der Gruppe darauf verständigt, Nancy Janz als Sprecherin zu bestätigen. Detlev Zander wird sein Amt als Sprecher bis zur Neuwahl der Sprecher*innen ruhen lassen. Er bleibt reguläres Mitglied der Betroffenenvertretung und wird dort weiterhin aktiv mitarbeiten. Die Neuwahl der Sprecher*innen steht mit der Neukonstituierung der Gruppe der Betroffenen am 30. Juni 2026 nach vier Jahren Amtszeit an.
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Humanwissenschaftler Andreas Hoell, Mitautor der Dunkelfeldstudie. Foto: privat
Licht ins Dunkelfeld
In einer ersten bundesweiten repräsentativen Studie sind die Häufigkeit sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, die Tatkontexte und -folgen untersucht worden. Danach waren 12,7 Prozent der Befragten von dieser Gewaltform betroffen. Wir sprachen mit dem Mitautoren Andreas Hoell vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim.
Über 37 Prozent der Betroffenen haben über die Tat(en) vor Ihrer Befragung mit niemandem geredet. Was sind die Gründe dafür und was muss geschehen, damit mehr Taten ans Licht kommen?
Eine direkte Aussage zu den Gründen des Schweigens im Allgemeinen ist nicht möglich, da in der Befragung lediglich erhoben wurde, warum keine Anzeige erstattet wurde. Aus diesen Antworten lassen sich jedoch Gründe für das bisherige Verschweigen ableiten. Am häufigsten genannt wurden – in absteigender Reihenfolge – Gefühle von Scham, Angst, die Sorge, nicht ernst genommen oder nicht geglaubt zu werden, Verdrängung sowie die fehlende Kenntnis über die strafrechtliche Relevanz der Tat und die fehlende Kenntnis über bestehende Hilfsmöglichkeiten. An den fehlenden Kenntnissen lässt sich gut medial ansetzen, um eine (zeitnahe) Offenlegung zu bewirken bzw. Betroffenen ein Hilfsangebot zu unterbreiten.
Die psychische Gesundheit der betroffenen Befragten war schlechter als die der Nicht-Betroffenen. Können Sie die Methode erklären, mit der Sie dies festgestellt haben?
Für die Erfassung der psychischen Gesundheit wurde der WHO-5 Wohlbefindens-Index (Brähler et al., 2007) verwendet. Dabei handelt es sich um ein Selbstauskunftsinstrument zur Messung des subjektiven Wohlbefindens. Gleichzeitig ist dieses Instrument international etabliert als Screening depressiver Symptome. Der WHO-5 Wohlbefindens-Index besteht aus fünf Aussagen, die auf einer sechsstufigen Skala bezogen auf die vergangen zwei Wochen bewertet werden. Daraus wird ein Summenwert berechnet, wobei höhere Werte für ein höheres psychisches Wohlbefinden stehen.
Beim Vergleich der Summenwerte zwischen den beiden Gruppen ergab sich ein Mittelwert von 11,9 für die Betroffenen und 14,4 für die Nicht-Betroffenen. Der Unterschied war bedeutend und wurde entsprechend einer schlechteren psychischen Gesundheit der Betroffenen interpretiert.
In Sportvereinen erlebten mehr als doppelt so viel Befragte sexualisierte Gewalt als in kirchlichen Institutionen (8,6 zu 4,2 Prozent). Kann das daran liegen, dass mehr Kinder und Jugendliche Mitglied in Sportvereinen sind als aktive Kirchgänger?
Das könnte eine Erklärung für die vergleichsweise höhere Prävalenz sexualisierter Gewalt im Kontext von Sportvereinen gegenüber kirchlichen Institutionen sein.
Um das tatsächliche Risiko innerhalb der jeweiligen institutionellen Kontexte bewerten zu können, wären Prävalenzraten bezogen auf Kinder und Jugendliche mit aktiver Zugehörigkeit erforderlich. Ohne diese Bezugsgröße ist ein direkter Vergleich der Risiken zwischen verschiedenen Institutionen nur eingeschränkt aussagekräftig.
Sie weisen darauf hin, dass die ermittelten Werte eher zu niedrig als zu hoch sein könnten, weil Bewohner*innen von Pflegeheimen nicht befragt wurden. Warum ließ sich das methodisch nicht berücksichtigen?
Für eine Erhebung zum Ausmaß sexualisierter Gewalt bei Menschen, die in besonderen Wohnformen leben, hätten wir ein anderes Vorgehen als die zufällige Ziehung von Meldeadressen aus zufällig gezogenen Einwohnermelderegistern angewandt. Die Chance, diesen Personenkreis zeitnah dort zu erreichen, wo sie aktuell leben, ist weitaus geringer als in der übrigen Bevölkerung. Das Antwortverhalten ist zusätzlich deutlich geringer als in der übrigen Bevölkerung. Nach dem Bundesmeldegesetz §32 müssen Krankenhäuser, Heime und ähnliche Einrichtungen – im übertragenen Sinne – pflegebedürftige oder behinderte Menschen, die länger als drei Monate in diesen Einrichtungen leben, der Meldebehörde den Aufenthalt mitteilen. Wie dieser Aufenthaltsort bei den Meldebehörden gehandhabt wird, wenn ggf. eine weitere Meldeadresse besteht oder wie innerhalb des aktuellen Aufenthaltsort mit solchen Schreiben an die Bewohner umgegangen wird, ist nicht ganz klar (Stichworte: kognitive Einschränkungen und/oder starke emotionale Belastung der Bewohner, Inanspruchnahme des Personals der Einrichtungen). Um verlässliche bzw. die Bevölkerungsgruppe repräsentierende Aussagen treffen zu können, müssten Rekrutierungen von Bewohnern in den Einrichtungen selbst erfolgen.
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Abschlusspodium der Werkstatt-Tagung in Loccum. Foto: Frank Hofmann |
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Werkstatt-Tagung in Loccum»Was die URAK anregt, das machen die Kirchen«
Zur dritten Werkstatt-Tagung Sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Akademie Loccum kamen rund 70 Interessierte aus ganz Deutschland – ein deutliches Zeichen, das sich die Veranstaltung immer mehr »zu einem Netzwerktreffen entwickelt«, so Mitorganisatorin Mareike Dee, Leiterin der Fachstelle in der Landeskirche Hannovers. In ihrem Einstiegsimpuls wies Nancy Janz auf die produktive Kraft des Trotzes hin. Sie beklagte zugleich, dass die Hilferufe und Anfragen der Betroffenen immer noch zu oft ins Leere stoßen: »Es kommt dann nur ein Echo zurück, eine Wiederholung des bereits Gesagten, aber es kommt kein echtes Gespräch zustande.«
Georg Gebhardt, Vizepräsident des Landgerichts Hildesheim, präsentierte einen Ausschnitt der Aufarbeitungsergebnisse im Fall des verstorbenen Pastors Klaus Vollmer – die Studie der Kommission erschien im Juni 2025. In diesem Tatkomplex waren sexueller und spiritueller Missbrauch, Misogynie und Narzissmus toxisch miteinander verbunden. Matthias Katsch, Sprecher der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch, führte in die Standards der Betroffenenbeteiligung im Kontext institutioneller Aufarbeitung ein, die im Dialogprozess von der Unabhängigen Bundesbeauftragten gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen (UBSKM) in Kooperation mit dem Betroffenenrat bei der UBSKM und der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs entwickelt und im Juli 2025 veröffentlicht wurden. Katsch wies besonders auf die praxisorientierten Checklisten hin, die im Anhang der Broschüre zu finden sind und Hilfestellungen für einen raschen Einstieg in Aufarbeitungsprozesse bieten.
Ute Dorczok, Leiterin der Geschäftsstelle der Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommisson (URAK) des Verbundes Niedersachsen und Hannover, skizzierte die Struktur, die Aufgaben und Herausforderungen der URAK-Arbeit. Auf die Publikumsfrage, welche Verbindlichkeit die Arbeitsergebnisse der URAK haben werden, antwortete der Leiter des Landeskirchenamtes in Hannover, Jens Lehmann: »Was die URAK anregt, das machen die Kirchen.« Jedenfalls, soweit es im Rahmen des Budgets möglich sei.
Über Perspektiven theologischer Aufarbeitung referierte Reiner Anselm, Professor in München. Dabei konzentrierte er sich auf den Usancen kirchlicher Sprache, die Täter ermächtigen (Amtsverständnis als Vertretung göttlicher Autorität), Opfer schwächen (spirituelle Aufladung des Sich-Hingebens und Vergebensforderung) und Aufarbeitung behindern (Idealisierung von Vertrauen, Konsens und Gemeinschaft als kirchliches Gegenmodell zur Realität).
Intensive Diskussionen in Arbeitsgruppen zu Themen wie nachhaltige Unterstützung Betroffener und machtsensible Kirche sowie der erschütternde Film »Die Kinder aus Korntal« waren weitere Besonderheiten des Tagungsprogramms. In der Abschlussrunde war man sich einig, dass solche Treffen mit Betroffenen, Kirchenmitarbeitenden und Akademiker*innen wichtige Gelegenheiten zum Austausch auf dem noch weiten Weg der Aufarbeitung sind.
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Die Vize-Präses Elke König und Andreas Lange bei der Leitung einer Plenumssitzung auf der EKD-Synode 2024 in Würzburg. Foto: Michael McKee |
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EKD-Synode: BeteiligungsmöglichkeitenAn wen kann ich meine Anliegen richten?
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Vom 9. bis 12. November tagt die Synode der EKD öffentlich im Internationalen Congress Center Dresden. Die Veranstaltung kann besucht oder über den Livestream auf ekd.de verfolgt werden. Wie in anderen ähnlichen Versammlungen auch besteht aber kein Rederecht für das Publikum. Aber man kann sich mit einem Anliegen, das sich auf die Beratungen der Synode bezieht und im Zuständigkeitsbereich der EKD liegt, in Form einer Eingabe an die Synode wenden.
Interessierte beachten bitte folgende Hinweise:
- Eine Eingabe muss klar und eindeutig sein, sich gezielt auf die Beratungen der Synode der EKD beziehen und ein spezifisches Anliegen beinhalten, das im Zuständigkeitsbereich der EKD liegt.
- Bitte senden Sie die Eingabe in schriftlicher Form per Post oder per E-Mail an synodeneingabe@ekd.de ausschließlich an die Geschäftsstelle der Synode. Anliegen, die sich an andere zuständige Stellen richten, werden nicht als Eingabe behandelt.
- Nennen Sie im Schreiben das Stichwort »Eingabe« und weisen Ihren Namen sowie ihre Postadresse oder E-Mail-Adresse aus, damit eine Rückmeldung über die Bearbeitung der Eingabe erfolgen kann.
- Eingaben, die nach dem 26. Oktober 2026 eingehen, können auf der 6. Tagung der 13. Synode nicht behandelt werden. Es zählt der Posteingangsstempel oder das Datum des E-Mail-Eingangs.
- Bitte formulieren Sie Ihr Anliegen kurz und deutlich und geben Sie der Eingabe eine Überschrift. Grundsätzliche Kommentare, unspezifische Meinungsbekundungen oder bloße Beschwerden werden nicht als Eingabe behandelt.
Eingaben werden durch das Präsidium der Synode dem fachlich zuständigen Ausschuss der Synode überwiesen. Die Ausschüsse können das Anliegen an andere Stellen in Kirche und Diakonie verweisen, der Synode zur Beratung vorlegen oder eine Weiterbehandlung ablehnen. Gegenstand der Beratung der Synoden werden sie nur dann, wenn der Ausschuss sie der Synode zur Beratung vorlegt. Über den weiteren Verlauf wird die Person, welche die Eingabe eingereicht hat, informiert.
Außerdem wird es in Dresden einen Dialograum für von sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie betroffene Personen geben: am Dienstag, 11. November 2025 von 14 bis 15:30 Uhr. Der Dialograum wird durch eine externe Person moderiert und von einem Begleitteam unterstützt, an das man sich vor, während und nach der Veranstaltung bei Bedarf wenden kann.
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Zitat des Monats
»Wir lassen zu viel schlechte Theologie zu.«
Reiner Anselm, Professor für Systematik und Ethik in München |
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Referent Peter Caspari, Diplom-Psychologe am Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP), bei der EKiR-Tagung. Foto: EKiR |
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Fachtag Partizipation in DüsseldorfMehr Beteiligung tut not!
Wie können wir es uns leichter machen, mehr Partizipation zu ermöglichen? Diese Frage rückt für die Fachkräfte in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) in der Arbeit rund um Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt immer wieder in den Mittelpunkt. Aufgrund mehrerer Faktoren wird die Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen als nicht ausreichend erlebt. Bislang ist noch nicht erforscht, ob mehr Beteiligung auch zu mehr Schutz vor sexualisierter Gewalt führt, dennoch zählt sie zu den wichtigen Grundhaltungen der Präventionsarbeit vor sexualisierter Gewalt. Peter Caspari vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung München nannte in seinem Hauptvortrag wichtige Argumente für mehr Beteiligung. Dort, wo in der Entwicklung von Schutzkonzepten Partizipation zum durchgängigen Prinzip wird, können eine konstruktive Haltung und eine Sprachfähigkeit gefördert werden, die für den Schutz vor sexualisierter Gewalt unabdingbar ist.
Auch die weitere Beschäftigung mit Gelingensbedingungen und ganzheitlichen Risiko- und Potenzialanalysen trug dazu bei, unter den Teilnehmenden aus der EKiR und anderen Landeskirchen kreative Energie zu wecken. Sie zeigte sich auch in den Workshops zu praktischen Einsatzmethoden für Kinder und Jugendliche, Erwachsene und Leitungskräfte.
Unter den rund 40 Teilnehmenden des Fachtags entstanden so zahlreiche Ideen, wie mehr Beteiligung ermöglicht werden kann. Hilfreich seien zielgruppenspezifische Ansprache und Methoden sowie der Ansatz, Beteiligung nicht nur isoliert beim Thema sexualisierte Gewalt zu ermöglichen, sondern auch bei anderen Entscheidungen inhaltlicher und struktureller Art, die für die Zielgruppen von Bedeutung seien. Deutlich wurde wieder die notwendige Anpassung der kirchlichen Strukturen, um die Ideen auch in die Praxis umsetzen zu können, damit alle Kinder, Jugendlichen und Schutzbefohlenen mehr Schutz vor sexualisierter Gewalt erhalten können. Erika Georg-Monney/Vlad Chiorean (EKiR)
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Sexualisierte Gewalt: Konstellationen – Problemanzeigen – Perspektiven. Jahrbuch Sozialer Protestantismus 16. Leipzig 2025. 272 Seiten. 48 Euro
Anfragen an Kirche und Theologie
Erweiterter Tagungsband mit 16 Aufsätzen zur sexualisierten Gewalt in Kirche und Diakonie
Im Juli 2024 fand in Bochum eine vielbeachtete Tagung zu den Folgen der ForuM-Studie statt, die von dem Lehrstuhl für christliche Gesellschaftslehre an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, dem Diakoniewissenschaftlichen Institut an der Universität Heidelberg in Verbindung mit der Stiftung Sozialer Protestantismus veranstaltet wurde (wir berichteten). Die Beiträge der Tagung wurden für diesen Band deutlich erweitert, so dass nun ein kompakter und umfassender Überblick vor allem zu systematisch-theologischen und pastoraltheologischen Anfragen vorliegt.
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Das Motiv des Plakats ersetzt in der Dreifaltigkeitskriche Hannovers bis Januar das Altarbild.
Fremd-Körper im Gotteshaus
Fotokünstlerin ersetzt vorübergehend Altarbild
Noch bis zum 6. Januar ist in der Hannoveraner Dreifaltigkeitskirche ein Motiv des Projekts »unfassbar« der Fotokünstlerin Julia Krahn zu sehen, das zum diesjährigen Kirchentag entstanden ist (siehe ForuM-Bulletin 9). Und zwar an prominentester Stelle: Zwischen den Altarfiguren Petrus und Paulus steht nun im Zentrum jedes Blickes das Bild einer von sexualisierter Gewalt betroffenen Frau. So wird in der Tradition der christlichen Bilderwelten, in der geschundene Körper eine große Rolle spielen, der Fokus auf ein immer noch zu häufig verschwiegenes Thema gelenkt.
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»Gold, Silber, Machtmissbrauch«
ZDF-Dokumentation über die dunkle Seite der Leichtathletik
Im Rahmen der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Tokio berichtete eine ZDF-Dokumentation über übergriffige Trainer-Mitteilungen, grenzverletzende Massagen und fehlende Interventionsmöglichkeiten in dieser Sportart. Betroffen sind vor allem junge Sportlerinnen.
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Der Artikel ist erschienen in der November-Ausgabe des Open-Access-Journals »Child Abuse & Neglect«
Grooming-Strategien in kirchlichen Kontexten
Vertiefung des Teilbereichs D der ForuM-Studie
Amina Shah, Peer Briken und Safiye Tozdan haben einen öffentlich zugänglichen Artikel publiziert, der die Annäherungsstrategien der Täter in evangelischen Kontexten detaillierter auswertet und in neun Kategorien aufteilt. Die drei Forschenden vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf haben das Teilprojekt D »Die Perspektive Betroffener auf Strukturen der evangelischen Kirche und deren Nutzung durch Täter*innen« der ForuM-Studie geleitet.
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Haben Sie Fragen zum Aufarbeitungsprozess in den evangelischen Kirchen oder der Diakonie, suchen Sie Informationen? Wir freuen uns über Ihre Mail mit Anregungen, Anfragen und Kritik an praevention@ekd.de.
Wenn Sie das ForuM-Bulletin interessant fanden, können Sie es über diesen Link weiterempfehlen. Das nächste ForuM-Bulletin erscheint zum Dezember 2025 mit Berichten von der Synodentagung in Dresden.
Bis dahin, herzlich Ihr ForuM-Bulletin-Team
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Anna-Lena Franke, Frank Hofmann. Foto: Jens Schulze
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